In der Aneñja-Vihara
sollen insbesondere diejenigen gefördert und unterstützt werden, die dem
Weg des Buddha als Bhikkhuni folgen wollen.
Es ist ein
ermutigendes Zeichen und ein Grund zur Freude, dass es auch in Deutschland
Frauen gibt, die dazu bereit und in der Lage sind. Samaneri Dhira hat sich
schon seit längerem entschieden, dass sie zwei Jahren nach ihrer „Pabbajjā“, ihrer Samaneri-Ordination, sich dem
Bhikkhuni-Sangha anschließen will.
Schon seit vielen
Monaten bin ich dabei, dieses Ereignis vorzubereiten, das eigentlich etwas ganz
„Normales“ sein könnte und sein sollte. Doch da der Zweig der Bhikkhunis in der
Theravada-Tradition sich noch in der Wiederbelebungsphase befindet, nachdem er
ca. 1000 Jahre lang unterbrochen war, handelt es sich keineswegs um eine
alltägliche Angelegenheit. Die ERSTE Bhikkhuni-Ordination dieser Art (d.h. in
der Theravada-Tradition) in Deutschland - gleichzeitig auch in ganz Europa -
kann nur durch Kooperation und durch die Unterstützung von vielen
zustandekommen.
Was die zur
Bhikkhuni-Ordination erforderlichen Sanghamitglieder betrifft, so kommen wir
ohne Hilfe aus dem Ausland – z.T. aus weiter Ferne – derzeit nicht aus.
Wir brauchen einen
Sangha von Bhikkhunis und einen von Bhikkhus. Der Buddha hat zwar erlaubt, dass
in einem Land wie Deutschland – im Unterschied zu den Ländern, in denen seine
Lehre wie in Indien schon weit verbreitet war - die Zahl der Sanghamitglieder
(„das Quorum“) halb so groß sein kann; doch auch dies bedeutet die Anwesenheit
von mindestens fünf Bhikkhunis und fünf Bhikkhus. Darunter müssen auch
Bhikkhunis und Bhikkhus sein, die eine hohe Zahl an Vassa und gründliche
Kenntnis des Vinaya haben. Auch sollten wir ein paar zustätzliche Zeugen und Zeuginnen
haben bzw. „Ersatz“ für die aktiven Rollen bei der Ordination, weil es immer
Unwägbarkeiten im menschlichen Leben gibt.
Das Zusammentreffen
von Bhikkhus und Bhikkhunis, die unter gewissen anderen Bedingungen – z.T.
fernab von Deutschland oder Europa – praktizieren, ist eine große Bereicherung
und Inspiration nicht nur für den sehr jungen Bhikkhuni-Sangha selbst, sondern
möglicherweise auch für die Bhikkhus und ebenso für unsere Unterstützer und
Unterstützerinnen, die nicht ordiniert sind.
In
diesem Fall erwähne ich zuerst die Bhikkhunis, denn die Ordination im
Bhikkhuni-Sangha muß der Bestätigung durch den Bhikkhu-Sangha vorausgehen. Für
die Rollen der „Kammavaca-Acarinis“ habe ich zwei Bhikkhunis aus den USA
eingeladen, wo (in Kalifornien) in den letzten Jahren mehrere
Bhikkhuni-Ordinationen stattgefunden haben. Beide Bhikkhunis kenne ich schon
seit vielen Jahren, urspünglich aus meiner Zeit bei der Bhāvanā Society in West Virginia. Aus den USA kommt eine weitere Bhikkhuni, die
ursprünglich aus Sri Lanka stammt. Zwei Bhikkhunis, die in Sri Lanka leben,
werden uns ebenfalls unterstützen. Vermutlich werden – mich selbst
eingeschlossen – nur zwei Bhikkhunis aus Deutschland teilnehmen. Wenn es ihr
Gesundheitszustand zulässt, kommt noch eine Bhikkhuni aus einem anderen
europäischen Land hinzu.
Was
den Bhikkhu-Sangha betrifft, so wird die Zahl derer, die aus weiter
Entfernung herbeifliegen müssen,
geringer sein als bei den Bhikkhunis. Eine besondere Ehre ist es für uns, dass
Bhante Gunaratana Mahāthera, der in den USA lebt, zugesagt hat, trotz seines
hohen Alters - zusammen mit einem jungen amerikanischen Bhikkhu - zur ersten
Bhikkhuni-Ordination in Deutschland zu kommen. Der Ehrwürdige Anālayo, ein deutscher Bhikkhu, hat zum Thema der
Bhikkhuni-Ordination an der Universtät Hamburg Forschung betrieben und mir
bereits in vieler Hinsicht mit Rat zur Seite gestanden. Der Ehrwürdige
Nyanabodhi hat nicht nur seine Teilnahme zugesagt, sondern wird auch alle
Bhikkhus, die zur Bhikkhuni-Ordination anreisen, in der Metta Vihara als Gäste
aufnehmen. Sehr erfreulich ist ebenfalls, dass auch manche Bhikkhus, die der
Thailändischen Wald-Tradition folgen, wertvolle konkrete Unterstützung geben.
Allein durch die
Ordination, das Tragen der Robe, wird jedoch noch kein guter Mönch, keine gute
Nonne geboren. Dazu ist auch eine gute Anleitung für neue Bhikkhus oder
Bhikkhunis notwendig. Der Buddha hat das Nissaya-Verhältnis dafür
verbindlich gemacht, d.h. ein Lehrer-Schüler-Verhältnis, eine Beziehung des
gegenseitigen Sich-Unterstützens, das der neuen Bhikkhuni helfen soll, in ihre
Rolle hineinzuwachsen und dem Ziel dieser Lebensform näherzukommen, d.h. um das
zu erreichen, um dessenwillen sie „ausgezogen“ ist: Das Erwachen, die Befreiung
von allem Dukkha. Was die Bhikkhunis betrifft, die dabei sind, in die
Rolle als Lehrerinnen hineinzuwachsen, wäre ein Austausch über diese Anleitung,
eine Art „Training“ für die neuen Bhikkhunis, sehr wünschenswert.
Bislang mußten
Frauen, die Bhikkhuni in der Theravada- oder in der tibetischen Tradition
werden wollten, ins Ausland fliegen, und erst seit etwa 20-30 Jahren konnten
sie irgendwo in der Welt einen Ort finden, wo es möglich war, die volle
Ordination zu erhalten. Dies bedeutete, dass sie zumeist keine Lehrerin hatten,
wie es der Bhikkhuni-Patimokkha vorsieht. Im besten Fall gab es einen
männlichen Lehrer, der sich ihrer annahm und sie unterstützte. Diese Situation
ändert sich, wenn die Anwärterinnen in dem Kloster die volle Ordination
erhalten können, in dem sie als Samaneri leben und in dem sie dann als
Bhikkhuni weiterpraktizieren.
Auch die Beziehung zu
den Unterstützern vor Ort ist sehr wichtig. Wenn diese die Möglichkeit
erhalten, den Prozeß des „Fortziehens in die Hauslosigkeit“ sowie ihre Aufnahme
in den Bhikkhuni-Sangha mitzuerleben, sind sie häufig dadurch inspiriert. Sie
spüren – z.B. auch gerade durch die Anwesenheit von Familienangehörigen - was
dies bedeutet, und oft entsteht in ihnen der Wunsch, diesen Menschen, der die
Familie und vieles mehr aufgibt, zu unterstützen, und damit wächst auch die
Wertschätzung für diese Lebensform. Damit stärken sie gleichzeitig ihren
eigenen Prozeß des Loslassens, selbst wenn sie vielleicht in diesem Leben eine
(insgeheim gehegte?) Aspiration, es dem Anwärter oder der Anwärterin gleichzutun,
nicht mehr verwirklichen können. Möglicherweise werden bereits Weichen dafür
gestellt.
Dass die Buddha-Lehre
in einem Land wirklich verwurzelt werden kann, ist es unabdingbar, dass Söhne
und Töchter des Landes in ihrem Heimatland ordinieren können. Nach wie vor ist
es die Aufgabe des ordinierten Sangha, dafür zu sorgen, dass die Lehre so rein
wie möglich erhalten und nicht mit weltlichen Aspekten vermischt wird.
Falls es Fragen zur
geplanten Bhikkhuni-Ordination gibt, könnt Ihr Euch gerne an mich wenden. Oder
nehmt bitte mit Elvira Keppler, der 1. Vorsitzenden des Trägervereins, Kontakt
auf, vor allem was Angebote zur Unterstützung betrifft, auf die wir in jedem
Fall angewiesen sind.
31.7.2014
mit Aktualisierungen
vom 23.3.2015
Ayya Sucinta